1. Die Belastung durch ein Pferd
  2. Gestiegene Kosten
  3. Verbessertes Wissen
  4. Krankheiten
  5. Was macht das mit uns?
  6. Quellen:
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Die Belastung durch ein Pferd

Aus eigener Erfahrung kann ich sagen: Es gibt unglaublich viele Gründe, warum dieses Gefühl auftreten kann. Weil die Preise für die Versorgung (Tierarzt, Futter, Einstreu, Einstellkosten, …) immer weiter stiegen, weil mittlerweile sehr viele Pferde chronisch krank sind (Equines Asthma, Magengeschwüre, Hufrehe, PSSM, …) oder weil das Wissen steigt und es erscheint, als könnte man es gar nicht gut genug machen.

Und dann kommt immer wieder diese Stimme, die uns sagt: Wir sprechen so oft von Herzenspferden und Seelenpferden – und die dürfen doch keine Belastung sein. Unsere besten Freund*innen sind doch keine Belastung!

Nicht zuletzt, weil das auch von der Außenwelt häufig so gespiegelt wird. Es ist schließlich „nur“ ein Tier. Wir haben uns das Hobby ausgesucht, also dürfen wir uns jetzt nicht beschweren.

Dieser Gedanke erzeugt kognitive Dissonanz, die wir sofort wieder loswerden wollen, weil sie uns nicht gut tut.

Kognitive Dissonanz

Als kognitive Dissonanz wird in der Psychologie ein unangenehmer Gefühlszustand bezeichnet, der dann entsteht, wenn der Mensch mehrere gegensätzliche Kognitionen hat. Zwischen diesen Kognitionen kann dann ein Konflikt entstehen.

Ein Beispiel dafür wäre, dass du dich mit Umweltschutz beschäftigst und trotzdem einen Kaffee to go im Plastikbehälter kaufst. Möglicherweise wirst du dich dann schlecht finden und dir schnell eine Ausrede für dein Verhalten bereitlegen.

Gestiegene Kosten

Ein Punkt, der hier immer genannt wird, ist die neue Tierärztegebührenordnung (GOT). Doch natürlich ist das nicht das einzige. Die Benzinpreise sind gestiegen, das Wetter tut sein übriges zur Nutzbarkeit von Wiesen und Feldern dazu. Das alles merken Pferdebesitzer*innen wie alle anderen Menschen auch. Selbst mit gesunden Pferden steigen mittlerweile die Preise für Einstellplätze (verständlicherweise). Die Kosten für Versicherungen stiegen teilweise mit der neuen GOT und auch sonst bleibt das Gefühl: alles wird teurer. Da überlegt sich manch einer womöglich zweimal, ob eine Tierärztliche Versorgung nötig ist oder nicht.

Und auch hier kann es zu kognitiver Dissonanz kommen: Wir wollen alle nur das Beste für unser Pferd und vielleicht hätten wir gern schon viel früher eine professionelle Meinung eingeholt, aber in Hinblick auf unseren Geldbeutel vertagen wir das Ganze. Kein gutes Gefühl.

Verbessertes Wissen

Ein großer Punkt, den wir in Hinblick auf die Belastung nicht unterschätzen dürfen, ist aber auch der verbesserte Wissensstand.

Ja, das klingt erst mal paradox: wenn ich mehr weiß, dann sollte ich doch besser auf mein Pferd eingehen können und deswegen sollte es ihm auch gesundheitlich besser gehen und meine Sorgen müssten schwinden.

Oder doch nicht?

Vielleicht hast du das ja auch schon erlebt: früher waren die Pferde scheinbar alle gesünder, während du heute überall nur kranke Pferde siehst. Aber ist das wirklich so? Mittlerweile haben sich vielerorts die Haltungsbedingungen deutlich verbessert, weil es mehr Wissen über die Bedürfnisse des Pferdes gibt. Das Problem dabei? Hat man gewisse Dinge erst einmal erkannt (zum Beispiel, dass ein gesundes Pferd nicht husten sollte oder wie die Atmung eines gesunden Pferdes aussehen sollte), dann erkennt man viel schneller, wenn etwas nicht stimmt. Man weiß um die Risiken von gewissen Haltungsformen, der Futterqualität, schlechtem oder zu viel / zu wenig Training, etc.

Während es für das Pferdewohl wirklich gut ist, dass immer mehr Aufklärung betrieben wird, kann es uns auch mal so gehen, dass wir uns den Zustand der Ahnungslosigkeit zurück wünschen. Wie einfach war es doch damals, als man sich noch wenig Gedanken darum gemacht hat, ob das Pferd genug Futter hat, ob es lange genug aus der Box heraus kommt oder ob der Sattel wirklich passt?

Leider lernt man mit weiterem Wissen auch, was man alles noch nicht weiß. Man sieht, welche Fehler man in der Vergangenheit gemacht hat und man erkennt, dass das eigene Bild von der „perfekten“ Pferdehaltung kaum umsetzbar ist.

Und all das kann dann wiederum sehr belastend sein. Vor allem, wenn man sowieso einen Hang zum Perfektionismus hat.

Krankheiten

Ja, das Thema haben wir jetzt schon mehrfach angeschnitten, aber es ist eben auch ein sehr relevantes, weil es alle oben genannten Punkte mit einschließt. Ob die Pferde nun heute wirklich häufiger krank sind oder ob wir die Krankheiten nur vermehrt sehen, ist in diesem Fall vollkommen egal, denn sie ändern nichts an der Tatsache, dass viele Pferde krank sind.

Dazu gibt es sehr konkrete Zahlen. In verschiedenen Studien wurde bereits untersucht, wie häufig Krankheiten bei Pferden auftreten. Ich nenne dir gern ein paar Daten dazu:

  • Bis zu 80% der Pferde haben mildes bis moderates Equines Asthma
  • Bei bis zu 73% der Turnierpferde und bis zu 69% der Freizeitpferde konnten Magengeschwüre gefunden werden
  • 21 – 27% der Pferde über 15 Jahre erkrankt an PPID (ehemals bekannt als Equines Cushing)

Und da beißt sich dann die Katze wieder in den Schwanz: Wir müssen Tierärzt*innen und Therapeut*innen dazu rufen, Medikamente bezahlen, wissen, dass es dem Pferd bei Boxenruhe nicht gut geht und was das für Nebenwirkungen mit sich bringen kann. Deswegen sind gerade (chronische) Krankheiten ein riesiges Problem in der Belastung von Pferdehalter*innen.

Wenn man das jedoch ausspricht, hat man teilweise Angst, undankbar zu wirken. So als wollte man das Pferd nur zum Reiten haben. „Du hast es dir doch so ausgesucht“, sagt uns da vielleicht eine innere Stimme. Wichtig ist, dass man sich hin und wieder klar macht, dass das eine nichts mit dem anderen zu tun hat!

Krankheiten von geliebten Tieren dürfen uns belasten. Wir dürfen uns wünschen, dass alles einfacher wäre und wir wieder unbeschwert ausreiten könnten. Wir dürfen das Gefühl haben, dass einfach mal alles zu viel ist. Wir dürfen uns Gedanken darum machen, ob wir das alles bezahlen können.

Nichts davon bedeutet, dass wir unser Tier weniger lieben, dass wir egoistisch sind oder dass wir uns das nicht gut überlegt haben!

Was macht das mit uns?

Ich lasse gern einmal die Hosen runter: Für mich persönlich waren die Pferde in den letzten Jahren oft eine große Belastung!

Besonders weil die Pferde uns so wichtig sind und so nahestehen, geht ihr Wohlbefinden uns sehr nahe.

Ich möchte in der Regel das bestmögliche und gesündeste Leben für meine Pferde. Das heißt zum Beispiel ganz viel Bewegung. Frei und auch im Training. Etwas, das oft nicht so leicht umsetzbar ist. Besonders wenn dann auch noch besondere Ansprüche an die Haltung dazu kommen, wie sie durch EMS, Magengeschwüre oder Equines Asthma verursacht werden. Krankheiten, die sowieso schon mit einer großen Belastung einhergehen: das Pferd darf nicht zu viel Gras, aber Heu ist für die Lunge auch schwierig. Es sollte regelmäßig fressen können, damit der Magen keinen Schaden nimmt, aber nicht zu viel, damit es nicht noch dicker wird. Es sollte sich viel frei bewegen, aber auf einem Paddock ist meist weniger Fläche als auf der Wiese. Es muss womöglich inhaliert und bewegt werden. Das kostet viel Zeit. Man sucht nach Ursachen, nach Gründen. Man versucht, alles zu verbessern, was irgendwie geht. Stroh weg, nicht mehr in der Nähe des Pferdes fegen, keine Futtermittel, die den Magen reizen, Stress vermeiden, trotzdem genug bewegen. Dabei die eigene Zeit und die eigenen Sorgen managen. Das Wissen, das man gewinnt, umsetzen, ohne sich dadurch verrückt machen zu lassen, dass es niemals perfekt wird. Und dann flattern immer wieder Tierarztrechnungen ins Haus.

Während ich das schreibe, spüre ich sofort eine Enge in der Brust. Mein Puls steigt an, meine Handflächen werden feucht. Ich erinnere mich an schlaflose Nächte, an Konzentrationsschwierigkeiten, weil nur noch ein Thema in meinem Kopf war, und an Momente, in denen ich vor Verzweiflung geweint habe.

Geht es dir auch so?

Ich habe aus meiner Erfahrung einen Entschluss gefasst: mit meinen Ausbildungen (Bachelor in Psychologie, aktuelles Masterstudium in Psychologie, pferdegestützter Coach, ausgebildete Hypnotiseurin) möchte ich anderen helfen, die sich genau in dieser Situation befinden! Deswegen biete ich Online-Coachings für Pferdebesitzer*innen an, die lernen möchten, besser mit ihren Sorgen umzugehen oder jemanden brauchen, um über ihre Probleme zu reden. Wer möchte, kann das auch mit Hypnose kombinieren. Was es damit auf sich hat, liest du hier.

Quellen:

Barsnick, R. (2021). Prävalenz und Behandlungsmöglichkeiten von Läsionen der Drüsenschleimhaut beim Pferd (Equine Glandular Gastric Disease). Pferdeheilkunde – Equine Medicine. 37, 4. 368 – 378.

Barton, A. K.; Gehlen, H. (2022). Equines Asthma – Update zu Terminologie, Diagnostik und Therapie. Pferdeheilkunde – Equines Medicine. 38, 4. 320 – 335.

Menzies-Gow, N. J.; Banse, H. E.; Duff, A.; Hart, N.; Ireland; Knowles, E. J.; McFarlane, D.; Rendle, D. (2023). BEVA primary care clinical guidelines: Diagnosis and management of equine ­pituitary pars intermedia dysfunction. Equine Vet J: 1–23. doi.org/10.1111/evj.14009.

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