Wie wir mit einer einfachen Achtsamkeitsübung die Beziehung zu unserem Pferd verbessern können
Die Beziehung zum Pferd verbessern, das ist ein Wunsch, den wohl viele Pferdeleute haben. Gleichzeitig ist es eine so nebulöse Beschreibung, dass es oft schwerfällt, zu wissen, wie das funktionieren soll.
Natürlich: Um die Beziehung zu einem Menschen zu verbessern, verbringen wir Zeit miteinander, finden Gemeinsamkeiten heraus, machen einander kleine Freuden (in der Regel allerdings nicht so geplant, wie ich es jetzt hier beschreibe, sondern intuitiv). Das lässt sich im Grunde auf die Mensch-Pferd-Beziehung übertragen. Doch diese Art von Beziehung hat verschiedene Besonderheiten. Wir können uns nicht verbal mit dem Pferd austauschen und unsere eigenen Vorlieben darstellen und haben es auch noch mit einem Fluchttier zu tun, das sein Vertrauen vor allem denjenigen schenkt, die seine Sicherheit garantieren oder andere Vorteile zu bieten haben.
Genau da setzt die Übung an, die ich heute mitgebracht habe. Davon habe ich bereits in unserem Podcast Psycholohü gesprochen. Wenn du Lust hast, kannst du dir die Folge gern anhören – ich stelle dir genau die gleiche Übung aber auch noch einmal hier vor.
Ich bin großer Fan davon, Achtsamkeit zu üben. Achtsamkeit bedeutet, den Moment bewusst und ohne Bewertung wahrzunehmen – mit allen Gedanken, die uns durch den Kopf gehen, Gefühlen und Sinneseindrücken. Sie hilft, das Hier und Jetzt mehr wahrzunehmen und zu schätzen. Außerdem können Achtsamkeitsübungen Stress reduzieren, die Konzentration fördern und den Umgang mit schwierigen Emotionen verbessern. Sie stärken das Wohlbefinden und helfen, klarer und gelassener auf Herausforderungen zu reagieren.
Das ist besonders im Zusammensein mit unseren Pferden enorm wichtig. Mir persönlich hilft Achtsamkeit dabei, in stressigen Situationen runterzukommen und meine Emotionen zu regulieren – vor allem in Momenten, in denen mein Pferd nervös ist.
Und wo ist jetzt der Haken?, fragst du dich vielleicht. Der Haken ist: Wir müssen regelmäßig bewusst Achtsamkeit praktizieren, um sie in unseren Alltag zu integrieren und von den positiven Auswirkungen zu profitieren.

Eine klassische Achtsamkeitsübung ist es, ruhig zu sitzen und eine Weile nur den eigenen Atem zu beobachten. Dabei werden die Augen geschlossen und die Gedanken immer wieder sanft auf den Atem gelenkt, wenn sie abschweifen. Doch gerade bei Pferdemenschen erlebe ich immer wieder, dass ihnen dieses Stillsitzen und Nichtstun nicht besonders liegt.
Deswegen möchte ich dir eine Möglichkeit aufzeigen, Achtsamkeit direkt beim Pferd aktiv zu trainieren, indem du dein Pferd spiegelst.
Ja, richtig gehört: Ausnahmsweise geht es mal nicht darum, ob das Pferd „unser Spiegel ist“, sondern du darfst der Spiegel deines Pferdes sein. Dafür brauchst du nur einige Minuten Zeit, einen sicheren eingezäunten Platz und etwas Raum für euch allein. Dann kann es losgehen:
Nimm dein Pferd mit auf den Reitplatz, in die Reithalle oder den Roundpen. Wichtig ist, dass dein Pferd sich dort so wohl fühlt, dass es nicht permanent gestresst ist. Dann darfst du es in diesem sicheren Raum frei lassen. Bitte beginne nun nicht, dein Pferd zu treiben oder zu scheuchen. Stattdessen nimm gern einen tiefen Atemzug und besinne dich kurz auf dich selbst. Im Anschluss schaust du dir einmal an, wie dein Pferd steht: Entlastet es ein Bein? Schaut es aufmerksam in eine Richtung? Hat es den Kopf gesenkt?
Alles, was du in den nächsten Minuten machen wirst, ist, dein Pferd zu spiegeln. Nimm die gleiche Körperhaltung wie dein Pferd ein, so gut es geht (nein, du musst dich natürlich nicht im Sand wälzen, wenn dein Pferd das macht). Bewege dich nur dann, wenn dein Pferd es tut.
Sollte dein Pferd eher aktiv sein, pass bitte auf, nicht in eine treibende Position zu kommen. Wenn es durch die Übung dennoch gestresst wird, brich sie bitte ab und suche dir ggf. eine Person, die dir reflektieren kann, ob du vielleicht unbewusst doch zu viel Druck gemacht hast, oder ob dein Pferd aus einem anderen Grund gestresst ist.
In den meisten Fällen ist das Pferd aber eher entspannt. Fängst du nun an, die Bewegungen für eine Weile zu spiegeln, beobachte einfach einmal ohne Erwartungshaltung, was passiert. Sowohl bei deinem Pferd, als auch bei dir.
Fragen, die du dir im Nachgang zur Reflektion stellen kannst, sind:
- Wird das noch entspannter oder spannt es sich an?
- Gähnt es stark?
- Ist es irritiert von deinem Verhalten?
- Kommt es näher oder nimmt es Abstand?
- Fällt es dir leicht, gedanklich bei deinem Pferd zu bleiben?
- Stresst dich die Übung?
- Wärst du lieber woanders oder würdest die Übung abbrechen?
- Hat sich etwas in deinem Körper verändert?
- Bist du hinterher müder oder wacher?
- Glaubst du zu wissen, wie dein Pferd sich fühlt?
Wir können diese Übung auch mit Menschen machen (aber Achtung: Wenn sie nicht wissen, was du machst und du sehr auffällig bist, kann das komisch werden). „Fremde“ Körperhaltungen anzunehmen, kann uns dabei helfen, die Emotionen anderer Menschen einzuschätzen. Im Grunde ist es mit dem Pferd nicht anders. Mit dieser Übung spürst du am eigenen Leib, wie sich bestimmte Haltungen deines Pferdes auf das Gemüt und den Körper auswirken. Wenn du das für dich reflektieren kannst, bietet die Übung eine tolle Möglichkeit, dein Pferd besser zu verstehen. So kannst du später auch in Alltagssituationen besser einschätzen, wie es deinem Pferd geht und kleinere Veränderungen schneller sehen. Deswegen bin ich ein großer Fan dieser Achtsamkeitsübung.
Ich hoffe, dass du genauso viel Freude daran findest, wie ich!
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