1. Was ist Intuition eigentlich?
  2. Bauchgefühl im Pferdetraining – sinnvoll oder riskant?
  3. Intuition ≠ Planlosigkeit
  4. Wie kannst du deine Intuition im Pferdetraining fördern?
  5. Fazit
  6. Quellen
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Wenn du mit deinem Pferd arbeitest, kennst du vermutlich diesen Moment: Du weißt nicht genau, warum du so handelst, aber es fühlt sich einfach richtig an. Oder aber du vermeidest es zu reiten, weil du es sich an diesem Tag nicht gut anfühlt. Oftmals können wir im ersten Moment dann gar nicht sagen, woran es gelegen hat.

Dieses Gefühl nennen wir Intuition oder Bauchgefühl. Doch wie verlässlich ist es? Und ist es klug, sich im Pferdetraining darauf zu verlassen? Oder ist ein durchdachter Trainingsplan nicht doch der bessere Weg?

In unserer Podcastfolge haben wir genau das diskutiert, aber natürlich gibt es auch hier eine Zusammenfassung.

Was ist Intuition eigentlich?

Psychologisch gesehen ist Intuition die Fähigkeit, Wissen zu nutzen oder Entscheidungen zu treffen, ohne dass wir genau erklären können, woher wir dieses Wissen haben. Es handelt sich meist um ein schnelles, spontanes Erfassen von Mustern, das auf Erfahrung basiert. In Mustererkennung ist das menschliche Gehirn nämlich sehr gut. Das spart Energie und Zeit, was uns früher mal das Leben retten konnte.

Intuition ist dabei nicht das gleiche wie ein Instinkt, der evolutionär in uns angelegt ist, oder ein Glaube, der keine Erfahrungsbasis braucht. Intuition funktioniert auf Basis von Erfahrungswissen, das unbewusst abgerufen wird.

Bauchgefühl im Pferdetraining – sinnvoll oder riskant?

In der Arbeit mit Pferden ist Intuition oft präsent: Du spürst, wann dein Pferd überfordert ist, ob eine Übung heute passt oder ob eine Grenze erreicht ist. Und manchmal bist du dir ganz sicher, obwohl du es gar nicht begründen kannst. Aber wie verlässlich ist dieses Gefühl?

Die Wissenschaft zeigt: Intuition kann sehr zuverlässig sein. Zumindest wenn sie auf fundierter Erfahrung basiert. Besonders Expert*innen, also Menschen mit tiefem Fachwissen und jahrelanger Erfahrung in der Praxis, treffen oft intuitive Entscheidungen, die sich im Nachhinein als sehr gut herausstellen. Ihre Intuition ist geschult und oftmals richtig.

Wer jedoch wenig Erfahrung hat, sollte sein Bauchgefühl kritisch hinterfragen. Denn Studien zeigen auch: Menschen überschätzen häufig die Verlässlichkeit ihrer Intuition. Besonders in sozialen oder moralischen Urteilen. Im Pferdetraining kann das im schlimmsten Fall zu Angst führen: Bei einem schlechten Bauchgefühl steigen wir nicht auf und sehen uns im Nachhinein bestätigt bzw. glauben, dass wir die richtige Entscheidung getroffen haben. Jedoch kann Vermeidung auch dazu führen, dass Ängste verstärkt werden, weil wir einem unangenehmen Gefühl entkommen sind. In diesem Fall wissen wir nicht, ob wirklich etwas passiert wäre, wenn wir aufgestiegen wären und entwickeln dadurch womöglich Angst.

Intuition ≠ Planlosigkeit

Intuitiv zu trainieren bedeutet nicht, planlos zu arbeiten. Es geht vielmehr darum, den Trainingsplan flexibel und feinfühlig anzupassen – im Dialog mit dem Pferd. Ein starrer Trainingsplan kann wichtige Hinweise übersehen: Körpersignale, Stimmungswechsel oder die individuelle Tagesform deines Pferdes.

Ein reines Bauchgefühl ohne jedes Wissen kann jedoch auch gefährlich sein: Falsches Timing, überfordernde Reize oder unklare Kommunikation können das Vertrauen zwischen dir und deinem Pferd beeinträchtigen. Deshalb ist eine Kombination aus Struktur und Intuition oft der beste Weg.

Wie kannst du deine Intuition im Pferdetraining fördern?

Die gute Nachricht ist: Intuition lässt sich ein Stück weit trainieren. Hier ein paar Ansätze, wie du dein Bauchgefühl sinnvoll stärkst:

  • Erfahrungen sammeln: Je mehr Situationen du im Pferdetraining erlebst und reflektierst, desto besser wird dein Gefühl.
  • Feedback einholen: Trainer*innen, Videoanalysen oder auch Austausch mit anderen helfen dir, Muster zu erkennen.
  • Wissen aufbauen: Verstehe biomechanische Zusammenhänge, Lernpsychologie, Pferdeverhalten. Intuition braucht ein stabiles Fundament. Hierzu sind Bücher, Kurse oder Vorträge eine gute Wahl. Denn so kannst du auch deine Erfahrungen wieder besser einordnen.
  • Achtsamkeit üben: Wer im Moment ist, kann Signale besser wahrnehmen. Meditation, Naturerlebnisse oder einfach bewusste Stille fördern den Zugang zum Bauchgefühl und zur Kreativität.
  • Fehler zulassen: Intuition entwickelt sich auch durch Irrtümer – wenn du bereit bist, daraus zu lernen.

Fazit

Intuition ist ein kraftvolles Werkzeug im Pferdetraining, aber sie will gepflegt, hinterfragt und ergänzt werden. Und vor allem braucht sie ein stabiles Fundament aus Wissen und Erfahrung, um uns nicht in die irre zu führen.

Impulse für dich:

  • Wie triffst du deine Entscheidungen im Training – eher spontan oder nach Plan?
  • Gibt es Momente, in denen du deinem Gefühl vertraut hast – und es richtig (oder falsch) lag?
  • Welche Erfahrungen oder Lernquellen könnten deine Intuition weiterentwickeln?

Quellen

Antognazza, M. R.; Segala, M. (2023). Intuition in the history of philosophy (what’s in it for philosophers today?). British Journal for the History of Philosophy. 31(4). https://doi.org/10.1080/09608788.2023.2186833

Dörfler, V.; Ackermann, F. (2012). Understanding intuition: The case for two forms of intuition. Management Learning. 43(5). https://doi.org/10.1177/1350507611434686

Intuition. Online Lexikon für Psychologie & Pädagogik. https://lexikon.stangl.eu/3540/intuition

Intuition (Psychologie). Psylex. https://psylex.de/psychologie-lexikon/kognitiv/intuition/

Leach, S.; Weick, M. (2017). Can People Judge the Veracity of Their Intuitions? Social Psychological and Personality Science. 9(1). https://doi.org/10.1177/19485506177067

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