Irgendwann kommt bei fast jedem Pferdebesitzer die Frage auf: Ist es Zeit, mein Pferd in Rente zu schicken? Diese Entscheidung ist oft schwierig und emotional belastend. Einerseits möchte man das Beste für sein Pferd, andererseits kann es nicht mit uns sprechen. Man möchte den richtigen Zeitpunkt nicht verpassen, aber häufig hängt man auch an der gemeinsamen Zeit im Training.

Wie die Rente gestaltet werden kann, wann es soweit ist und warum sie auch eine Chance sein kann, darüber haben wir auch in unserer Podcastfolge gesprochen.

  1. Woran merke ich, dass es Zeit für die Rente ist?
  2. Wie kann eine Rente aussehen?
  3. Junges vs. altes Pferd in Rente schicken
  4. Die Rente als Chance
  5. Es ist keine einfache Entscheidung

Woran merke ich, dass es Zeit für die Rente ist?

Es gibt unterschiedliche Momente, die zu dem Gedanken an die Rente führen können. Natürlich kann es passieren, dass dein Pferd eine Diagnose vom Tierarzt erhält oder aufgrund von fortschreitendem Alter vermehrt körperliche Schwierigkeiten hat, sodass es eine eindeutige Entscheidung ist. Manchmal ist es jedoch nicht so einfach. Dann könnte man auf folgendes achten:

  • Körperliche Beschwerden: Hat dein Pferd wiederkehrende Lahmheiten, steife Bewegungen oder zeigt es Schmerzen beim oder nach dem Reiten?
  • Leistungsverlust: Ist dein Pferd früher mit Begeisterung galoppiert, aber jetzt zeigt es Unwillen oder wirkt schnell erschöpft?
  • Verhalten: Pferde, die sich früher gerne unter dem Sattel bewegt haben, aber plötzlich gestresst, gereizt oder widerwillig wirken, könnten dir signalisieren, dass sie nicht mehr geritten werden möchten.
  • Schmerzgesicht: Ein Schmerzgesicht (hochgezogene Nüstern, dreieckiges Kinn, Falten über dem Auge, …) ist ein Anzeichen, dass etwas nicht stimmt. Wenn dein Pferd das vermehrt im Training zeigt, sollte hinterfragt werden, woran es liegt.

Natürlich können all diese Anzeichen auch für akute körperliche Probleme sprechen, die nicht zu einer Rente deines Pferdes führen müssen. Wenn sie aber über einen längeren Zeitraum immer wieder auftreten, könnte es sinnvoll sein, sich auch Gedanken über eine Rente zu machen.

Wie kann eine Rente aussehen?

Pferde in Rente zu schicken, bedeutet (bitte!!) nicht, dass sie untätig in der Box stehen müssen. Diese Zeit kann sehr vielfältig gestaltet werden und hängt stark von deinen Wünschen/Möglichkeiten und der Gesundheit deines Pferdes ab. Hier ein paar Möglichkeiten:

  • Aktive Rente: Dein Pferd kann weiterhin Bodenarbeit machen, spazieren gehen oder vielleicht noch leichte Aufgaben übernehmen, wie Kutsche fahren oder als Coachingpferd im pferdegestützten Coaching arbeiten. Solche Aktivitäten halten Körper und Geist deines Pferdes fit, ohne es zu überfordern.
  • Passive Rente: Manche Pferde genießen es, einfach nur auf der Weide oder im Offenstall mit der Herde zu stehen und ihr Leben in Ruhe zu genießen. Vergiss dabei aber bitte nicht, dass es sich trotzdem um ein Lauf- und Herdentier handelt.

Junges vs. altes Pferd in Rente schicken

Die Entscheidung, ein Pferd in Rente zu schicken, ist nicht immer ans Alter gebunden. Auch junge Pferde können aus gesundheitlichen Gründen frühzeitig in den Ruhestand gehen müssen, sei es durch chronische Verletzungen oder Erkrankungen. In solchen Fällen ist es für viele besonders schwer, weil gerade das Leben mit jungen Pferden häufig mit vielen Träumen und Vorstellungen verbunden ist. Auch der Aspekt, dass ein junges Pferd noch viele Jahre viel Geld kosten kann, ist ein Faktor, der nicht zu Unterschätzen ist. Deswegen ist die Vorstellung, ein junges Pferd „nur“ in der Rente zu haben, häufig emotional sehr belastend und mit viel Hadern und Zweifeln verbunden. Das ist vollkommen normal und darf so sein.

Bei älteren Pferden ist die Rente oft der natürliche nächste Schritt. Das bedeutet jedoch nicht, dass das weniger belastend sein muss. Schließlich habt ihr womöglich viele Jahre gemeinsam eure Zeit genossen und du könntest das Gefühl bekommen, dass es nie wieder so sein kann. Auch hier ist es vollkommen in Ordnung, um diese gemeinsame Zeit zu trauern. Das bedeutet nicht, dass du dein Pferd weniger gern hast. Im Gegenteil: Es ist ein Zeichen, dass dir die gemeinsamen Aktivitäten etwas bedeutet haben. Trotzdem hat dein Pferd die Rente natürlich verdient und womöglich kann aus der Rente sogar etwas tolles erwachsen.

Die Rente als Chance

Ein Pferd in Rente zu schicken, muss nicht das Ende der gemeinsamen Zeit bedeuten – im Gegenteil! Es bietet sogar eine großartige Gelegenheit, eure Beziehung auf eine neue Ebene zu heben. Hier kann ich sogar aus erster Hand berichten, denn genau das habe ich mit meiner Stute Elayne erlebt.

Anstatt sich auf das Reiten zu fokussieren, kannst du jetzt neue Trainingsmethoden entdecken oder gemeinsam entspannte, ausgedehnte Spaziergänge unternehmen. Das stärkt nicht nur die Bindung zwischen euch, sondern schafft auch Vertrauen und Harmonie.

So habe ich zum Beispiel das Clickertraining für mich entdeckt. Plötzlich öffneten sich ganz neue Möglichkeiten und das Pferd, von dem ich immer sicher war, dass es keinen Spaß an Bodenarbeit hat, blühte auf. So konnte ich ganz viel dazulernen und auch meine Stute von einer anderen Seite kennenlernen.

Vielleicht merkt ihr zusammen auch, dass es etwas gibt, an dem ihr gemeinsam Freude habt. Clickertraining, Wanderungen, Zirkuslektionen (sofern sie mit der Krankheit deines Pferdes erarbeitet werden können), Wippentraining (ebenfalls sofern dein Pferd das darf), Handarbeit, … Wer weiß, wohin euch der Weg noch führt?

Es ist keine einfache Entscheidung

Die Entscheidung, ob und wann du dein Pferd in Rente schickst, ist oft nicht einfach. Es gibt keine klare Regel, die dir sagt, wann der richtige Zeitpunkt ist. Und das muss auch keine endgültige Entscheidung sein – du kannst sie immer wieder anpassen, je nachdem, wie sich dein Pferd entwickelt. Theoretisch kannst du auch weiterhin reiten und nur das Trainingspensum runterfahren.

Wenn du unsicher bist oder Unterstützung bei der Entscheidung brauchst, stehe ich dir gerne zur Seite. In einem Online-Coaching können wir gemeinsam besprechen, wie du dein Pferd im besten Sinne unterstützen kannst und welche Optionen dir zur Verfügung stehen.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

,

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert